Sonntag, 12. November 2006
Der Zwölf-Elf
Der Zwölf-Elf hebt die linke Hand:
Da schlägt es Mitternacht im Land.

Es lauscht der Teich mit offnem Mund.
Ganz leise heult der Schluchtenhund.

Die Dommel reckt sich auf im Rohr.
Der Moosfrosch lugt aus seinem Moor.

Der Schneck horcht auf in seinem Haus.
Desgleichen die Kartoffelmaus.

Das Irrlicht selbst macht Halt und Rast
auf einem windgebrochnen Ast.

Sophie, die Maid, hat ein Gesicht:
Das Mondschaf geht zum Hochgericht.

Die Galgenbrüder wehn im Wind.
Im fernen Dorfe schreit ein Kind.

Zwei Maulwurf küssen sich zur Stund
als Neuvermählte auf den Mund.

Hingegen tief im finstern Wald
ein Nachtmahr seine Fäuste ballt:

Dieweil ein später Wanderstrumpf
sich nicht verlief in Teich und Sumpf.

Der Rabe Ralf ruft schaurig: "Kra!
Das End ist da! Das End ist da!"

Der Zwölf-Elf senkt die linke Hand:
Und wieder schläft das ganze Land.


Passt irgendwie zum Datum, das schöne Gedicht von Christian Morgenstern. Die Kenntnis dieses Poems verdanke ich übrigens dem Kollegen Simplex. Genauer gesagt seinem Kommentar zu meiner letztjährigen Geschichte zum 11.11. In der Zwischenzeit habe ich auch noch eine andere numerologische Erkenntnis gewonnen: Die letztgültige Antwort ist nicht 42.

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Donnerstag, 9. November 2006
Bloggende Bookhouse Boys
In einem rustikalen Provinzhotel an der Nordgrenze des US-Bundesstaats Washington spricht ein dunkelhaariger Mann im Anzug in sein Diktiergerät:

"Diane, ich habe soeben im Great Northern mein Frühstück zu mir genommen. Es gibt hier nicht nur verdammt guten Kaffee, sondern auch sensationelle Neuigkeiten: Wir werden bald erfahren, wer Laura Palmer wirklich getötet hat. Vergangene Nacht erschien mir im Traum ein Riese, der mich wissen ließ, dass im kommenden März in einschlägigen Fachgeschäften ein Datenträger erhältlich sein wird, der Antworten auf alle unsere Fragen verspricht. Ich muss sofort zu Sheriff Truman, denn diese Information erfordert einschneidende Änderungen in unserer Ermittlungsstrategie. Und Sie, Diane, erinnern mich bitte Ende Februar daran, diesen Datenträger zu bestellen, koste es, was es wolle."

Der Mann verlässt das Great Northern, steigt in seinen Wagen und fährt weg.

Abspann, Titelmelodie...
(via azrael74)

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Dienstag, 7. November 2006
Kibotu-san
Ja, ich weiß: Langsam wirds peinlich, schon wieder davon davon anzufangen. Aber was soll ich machen? Diese Kindergarten-Eingewöhnung schafft mich total. Nach einem halben Tag mit all diesen kleinen Monstern geht erst mal nichts mehr. Es ist ja nicht so, dass ich dort nur ein gelegentliches Auge auf das Wohlergehen von meiner Kleinen richten müsste. Die ganzen Hanna-Leas und Torben-Hendriks scheren sich überhaupt nicht darum, dass ich keinen Anstellungsvertrag mit der Einrichtung unterzeichnet habe und streng genommen auch keine Erzieheraufgaben übernehmen dürfte. Für die Kurzen bin ich ein "Großer", und damit habe ich das unausweichliche Mandat an der Backe, Streitereien um die Nutzungsrechte an der Lego-Eisenbahn zu schlichten, dem Jonathan mit seinen zwei linken Händen den Anorak anzuziehen, bevor er raus geht und aufs Klettergerüst steigt und zu verhindern, dass die kleine Naomi ihr aufkeimendes Talent als Modedesignerin auslebt, indem sie die Zweitgarderobe der kleinen Mia mit der Papierschere nachbearbeitet. Dass ich nicht auch noch das Ross des Sankt Martin verkörpern muss in diesen Tagen, ist wohl nur der Tatsache geschuldet, dass man meinen alten Knochen die nötige Agilität wohl nicht mehr zutraut.

Aber genug gejammert, eigentlich wollte ich ja nur kurz erläutern, warum es zur Zeit so wenig anderes zu lesen gibt auf der dunklen Seite als Kindergeschichten, Kindergeschichten, Kindergeschichten. Wie man mit dem Problem auch anders umgehen kann, hab ich dieser Tage bei der Lucy gesehen. Dort war der nachfolgende geniale Kurzdialog zu lesen, den ich den Lesern der dunklen Seite nicht vorenthalten möchte:

"karate, judo, taekwondo, jujuitsu. und du so?"
"kibotu. vier jahre."
"hab ich ja noch nie gehört. auch ne asiatische kampfsportart?"
"kinderbodenturnen."

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