Sonntag, 4. Mai 2014
Auf Kraxeltour mit den Klassikern
Heute stand also wieder die Klassikerausfahrt auf dem Programm. Aber bevor es losging, habe ich im Laden noch eine kleine Sauerei veranstaltet - dabei ist mir die Handhabung einer French Press von zuhause eigentlich bestens vertraut. Aber das ist genau das Problem, wenn man denkt, es müsste woanders auch genau so funktionieren wie zuhause gewohnt.



Aber damit zu den angenehmeren Dingen: dem schönen Wetter, den netten MitfahrerInnen und nicht zuletzt dem stets souverän agierenden Orga-Team. Ach ja, wer glaubt, so eine Stahlrenner-Runde wäre nur etwas für mittelalte Herren mit leichtem Bauchansatz, der darf seine Vorturteile gern ein wenig relativieren. Natürlich ist das etwas für Leute mit grau melierten Schläfen, die in ihrer Jugend vielleicht noch Eddy Merckx oder Didi Thurau vergötterten. Aber eben nicht nur:



Diese junge Dame fährt in etwa das Peugeot-Rad, das meine Eltern mir damals nicht kaufen wollten. Und wo ich das Ensemble von Mensch und Material heute so sehe, mache ich meinen Frieden mit meiner verkorksten Kindheit und freue mich einfach der kommenden Kilometer. Angesagt war ja Hügelrunde, und wie bei vielen meiner Alleinfahrten ging es zunächst die Fahneburgstraße hinauf.



Aber an der Abzweigung Rennbahnstraße endeten die Schnittmengen mit meiner Standardstrecke schon wieder, es ging am Aaper Wald und dem Segelflugplatz vorbei auf der Rumpelstrecke Richtung Knittkuhl und dann ab ins Gewirr der kleinen Sträßchen.



Bis zur Mettmanner Straße kannte ich mich noch aus, aber jenseits davon lag terra incognita. Es ging rauf, runter, rechts herum, links herum. Mal mit Autos entgegen, mal ohne, jedenfalls erforderte das Pulkfahren auf diesen engen engen Sträßlein zu viel Aufmerksamkeit, als dass ich noch während der Fahrt mit der Kamera hätte hantieren wollen. Daher zum Abschluss des Bilderreigens hier ein Pausenbild mit dem Maestro Ricci himself:



Mit dem Esel (dem neulich hier im Blog erwähnten Anstieg aus dem Ruhrtal) hatte die Höhenmeter-Sammelei einen würdigen Abschluss gefunden, mit der Abzweigung Richtung Mintarder Berg war eigentlich klar, dass da nicht mehr viel Kletterei kommen würde. Und zu meiner eigenen Überraschung dachte ich, ooooch wie schade!

Zwischen Duisburg-Rahm und Angermund fasste ich daher den Entschluss, mich aus der Gruppenfahrt vorzeitig auszuklinken und über Ratingen nochmal die Kurve ins Niederbergische Hügelland zu kriegen. Gesagt getan, bis mir auf dem Mauerweg zwischen Ratingen-Schwarzbach und D-Knittkuhl beim Hochkurbeln einfiel, dass wir heute morgen beim allgemeinen Aufbruch (die Restfamilie war nach Köln gefahren) den Meerschweinchen kein Frischfutter hingestellt hatten. Teufelchen auf meiner linken Schulter wisperte mir ins Ohr: "Ach, vergiss es, die Viecher werden doch mal einen Tag ohne Fressi-Fressi klarkommen." Engelchen auf der rechten Schulter sagte: "Das kannst Du nicht bringen, Lucy war letzte Woche krank und ist noch geschwächt, außerdem müssen die Meeries unentwegt fressen, ohne halten sie es nicht lange aus." So entschloss ich mich doch, sofort den Heimweg anzutreten und nach der Fütterung vielleicht noch ein bisschen im Linksrheinischen rumzupedalieren, wenn meine Beine noch nicht genug haben würden.

Und was soll ich sagen? Genug hatten sie tatsächlich nicht. Die Sonne lachte weiterhin am Himmel, und nach der Raubtierfütterung und einem kleinen Imbiss für mich ging die Fahrt in kurzen Hosen weiter. Nennenswert Höhenmeter waren zwischen hier, Krefeld, Viersen, Willich und Kaarst nicht mehr zu bewältigen, aber bei einer heute runtergestrameplten Gesamtstrecke von etwa 130 Kilometer hat das dann schon gepasst so.

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Nachtrag:
Der Mitfahrer rolli-radler hat den Streckenverlauf (samt seiner eigenen An- und Abfahrtsroute) dankenswerterweise hier gepostet.

Natürlich ist so eine Streckenwahl im Detail immer diskutierbar, nach der Schlaglochpiste am Segelflugplatz vorbei hätte es mich im Normalfall ebensowenig verlangt wie nach dem Waldweg zwischen Mülheim und Duisburg. Aber unter dem Aspekt, das nicht gerade kleine Fahrerfeld möglichst wenig dem Autoverkehr auszusetzen, geht das klar.

Allein für das Kennenlernen der abwechslungsreichen Strecke zwischen der Mettmanner Straße und der Ruhrstraße hätte sich das Mitfahren schon gelohnt. Auf Alleinfahrt all diese kleinen Wege auszubaldowern ist ein ziemlich mühsames Geschäft. Die vielen Hinweise von Aphro-Child haben schon sehr geholfen, aber trotzdem bin ich in den letzten Jahren zwischen Ludenberg, Knittkuhl, Ratingen und Mettmann in allerlei Sackgassen reingefahren beim Versuch, neue Strecken abseits der Bundes-, Land und Kreisstraßen zu erkunden. Was dann dazu führt, dass ich weitere Strecken dann lieber auf der Straße fahre oder mich ansonsten recht oft auf meine Standard-Hügelrunden rund um Erkrath beschränke.

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Ricci mit Clickpedalen und Shimano Schaltbremshebeln, wohl auch ein ahead-Vorbau. Allgemein hält auch kleidungsmäßig die Moderne Einzug. Die Klassikerausfahrt mausert sich wohl zum Sonntagstreff für jegliches Rad-Plaisir?

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War das ursprünglich anders, also strenger? Dass Mitfahr-Aspiranten auf modernerem Gerät nicht weggeschickt werden, stand ja auf der Website. Bin gestern erst das zweite Mal mitgefahren, und entsprechend kann ich nur für einen kurzen Beobachtungszeitraum sprechen, wenn ich sage, dass beide Male auch vier oder fünf Räder der Alu- und Carbonära am Start waren und dass von den Stahlrädern doch einige mit Aero-Bremshebeln oder gar Schaltbremshebeln ausgerüstet sind. Auf die Füße habe ich nicht so genau geguckt, da könnten sich Klickies und Körbchen eventuell die Waage halten.

Mir komt diese permissive Politik jedenfalls entgegen, sonst müsste ich Monsieur Mercier wieder eroica-kompatibel rückbauen, um mitfahren zu können oder eigens einen anderen alten Hobel anschaffen, der dem Regelment genügt. Und ob es mir das wert wäre, da habe ich doch meine starken Zweifel.

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Und zur Klamottenfrage, da dominierte gestern ganz klar die moderne Funktionskleidung. Ich vermute mal, bei der kommenden Rommerskirchen-Runde rund um die Rennradbörse wird es wieder mehr traditionelle Leibchen zu sehen geben.

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Vielleicht ehrlicher, als in Fernosten bedruckte pseudoretrotrikots aufzufahren?

30 Jahre alte Radsportkleidung gibts nicht an jeder Ecke, nicht immer in üblichen (XL) Größen und auf den einschlägigen Börsen koscht oi Acrylwollgemisch kratzige 50 Euro+

Natülich ist es schön, ein echtes Woll-Seide Trikot von, sagen wir mal :Helyett-Leroux zu sehen . . .

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Für so eine zwanglose Hobbyradler-Rundfahrt, die es mit dem Wäscheleinen- und Körbchenzwang an den Rädern nicht so genau nimmt, muss man sich meines Erachtens auch nicht zwingend in historisch korrekte Kostüme quetschen. Das hat dann sowas Bemühtes von Mittelaltermärkten, wo die Preise für Speis und Trank in Talern angeschrieben sind.

Gleich mal "Helyett-Leroux" googeln...

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Ich fahr ja auch manchmal in Jeans...

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Ich auch. Zur Post etwa und zu anderen Besorgungen. Vielleicht auch noch eine kleine Runde an den Rhein, aber für alles weitere habe ich schon lieber die schwarze Wurstpelle an.

Die Klassikerausfahrt ist übrigens auch ein Stratege in Jeans mitgefahren. Davor habe ich mächtig Respekt, denn ich hätte meine Nietenhose bei der Tour wohl ziemlich gründlich durchgesaftet.

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Früher™ hätte man sich mit der Jeans in die gefüllte Badewanne gelegt, damit sie enger wird. ;o)

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Ich weiß.
(Ich war ja auchmal jung). Das Beinkleid des Mitfahrers am Sonntag saß so stramm, dass ich schon den Verdacht hegte, er könnte zu diesem Trick gegriffen haben. Ich vermute mal, in einer weiter geschnittenen Hose hätte es mehr gescheuert bei der Strecke und dem Tempo.

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Commuter Jeans. Lycra drin. Fährt sich bequem. Besitze ich natürlich, allerdings nicht in eng.

Von Levis gibt's eine als Skinny Jeans. Also eng. Soweit ich weiß aber nicht in D.

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Die Marke des bajuwarischen Auswanderers war es zumindest, wenn mich mein Auge nicht trog.

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Bei der nächsten Tour will ich auch mit. Bei den ganzen Legenden auf dem Rad. Da muss man ja einfach mal dabei sein.

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Ich kann es nur wärmstens empfehlen, mal mitzufahren. Allerdings vermag ich noch nicht mit Sicherheit zu sagen, ob ich bei der Rommerskirchen-Runde an den Start gehe. Nachdem ja der Vaalserberg am Pfingstwochende nicht auf dem Programm steht, könnte es mich eventuell in die Heimatregion ziehen.

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